Glossar Antriebswellen, Gelenkwellen und Kardanwellen
Alle relevanten Begriffe rund um Antriebswellen, Gleichlaufgelenke und Kardanwellen detailliert erklärt.
A
ABS-Ring
Der ABS-Ring dient der Erfassung der Raddrehzahl für ABS-, ESP- und Traktionssysteme. Er besitzt eine definierte Struktur (Zähne oder Magnetpole), die vom Sensor erfasst wird.
Korrosion, Rissbildung („Ringbruch“) oder Verschmutzung führen häufig zu Fehlermeldungen oder zum pulsierenden Bremspedal bei niedrigen Geschwindigkeiten.
Achszapfen
Der Achszapfen ist das tragende Verbindungselement zwischen Fahrwerk, Radlager, Radnabe und Bremse.
Da über ihn sowohl Radlasten als auch Antriebskräfte wirken, ist er ein sicherheitskritisches Bauteil.
Antriebswelle
Die Antriebswelle überträgt das vom Getriebe oder Differential erzeugte Drehmoment auf die Antriebsräder. Sie ist so konstruiert, dass sie gleichzeitig Drehmoment, Lenkwinkel und Federbewegungen aufnehmen kann.
Außengelenk
Das Außengelenk sitzt radseitig an der Antriebswelle. Es ist meist als Rzeppa-Festgelenk konstruiert, um hohe Beugewinkel der Lenkung (bis zu 47° oder mehr) zu ermöglichen.
Ein Defekt kündigt sich oft durch lautes Knacken bei Kurvenfahrten unter Last an.
C
CV-Gelenk
CV-Gelenk steht für „Constant Velocity Gelenk“ (Gleichlaufgelenk).
Es wird hauptsächlich in Antriebswellen eingesetzt, um bei Lenkeinschlag und Federbewegung eine absolut ruckfreie Kraftübertragung (konstante Winkelgeschwindigkeit) zu gewährleisten.
D
Dehnschraube
Eine Dehnschraube (oft als Zentralschraube verwendet) wird beim Anziehen gezielt über ihre elastische Streckgrenze hinaus in den plastischen Bereich gedehnt.
Achtung: Dehnschrauben dürfen nur einmal verwendet werden und müssen nach jeder Demontage zwingend ersetzt werden, da sie sonst abreißen können.
F
Festgelenk
Ein Gelenk, das Winkelbewegungen zulässt, aber keine axiale Verschiebung (Längenausgleich) ermöglicht. Es wird bei PKW-Antriebswellen fast immer radseitig als Außengelenk verbaut.
G
Gelenkwelle
Der technische Oberbegriff für eine Welle, die über mindestens ein Gelenk verfügt, um Winkel- oder Längenänderungen auszugleichen. Antriebswellen und Kardanwellen sind Unterarten.
Gleichlaufgelenk
Ein Gleichlaufgelenk sorgt dafür, dass An- und Abtriebswelle immer mit identischer Winkelgeschwindigkeit rotieren, unabhängig vom Beugewinkel.
H
Hardyscheibe
Die Hardyscheibe (auch Gelenkscheibe) ist eine elastische Verbindungsscheibe aus Gummi mit einvulkanisierten Metallbuchsen.
Sie sitzt meist zwischen Getriebe und Kardanwelle, gleicht leichte Winkelversätze aus und dämpft Drehmomentspitzen sowie Geräusche. Rissige Hardyscheiben sind ein TÜV-Mangel.
Hohlwelle
Die Hohlwelle besitzt einen hohlen Querschnitt (Rohr), was das Gewicht reduziert und dennoch hohe Torsionsfestigkeit bietet. Dies verringert die ungefederten Massen am Fahrwerk.
Homokinetisches Gelenk
Synonym für Gleichlaufgelenk. „Homokinetisch“ bedeutet „gleich bewegend“ (konstante Drehgeschwindigkeit).
I
Innengelenk
Das Innengelenk befindet sich getriebeseitig an der Antriebswelle. Es ist meist als Verschiebegelenk (z. B. Tripodegelenk) ausgelegt, um die Längenänderungen beim Einfedern des Rades auszugleichen.
K
Kardanfehler
Physikalischer Effekt bei einfachen Kreuzgelenken: Bei Abwinklung wird die Drehbewegung ungleichförmig (schneller/langsamer pro Umdrehung). Dies führt zu Vibrationen, wenn es nicht durch ein zweites Gelenk ausgeglichen wird.
Kardanwelle
Die Kardanwelle überträgt Drehmoment über größere Distanzen, typischerweise vom Frontmotor zum Hinterachsdifferential (Heckantrieb oder Allrad).
Kreuzgelenk
Das klassische Gelenk für Kardanwellen, bestehend aus zwei Gabeln und einem Zapfenkreuz. Es ist sehr robust, aber nicht homokinetisch (siehe Kardanfehler).
L
Längenausgleich
Mechanismus, der axiale Längenänderungen der Welle kompensiert, die durch das Ein-/Ausfedern des Fahrwerks oder thermische Ausdehnung entstehen. Realisiert über Schiebestücke (Kardan) oder Verschiebegelenke (Antriebswelle).
M
Manschette
Die Achsmanschette (Faltenbalg) schützt das Gelenk vor Schmutz/Wasser und hält das Spezialfett im Inneren. Ein Riss führt binnen kurzer Zeit zur Zerstörung des Gelenks durch eindringenden Sand und Fettverlust.
Mittellager
Ein gummigelagertes Kugellager, das lange, mehrteilige Kardanwellen am Fahrzeugunterboden abstützt. Ein defektes Mittellager verursacht oft Heulgeräusche oder Vibrationen im Sitzbereich.
Multipolring
Ein magnetischer ABS-Ring (Encoder), der oft direkt in die Dichtlippe des Radlagers oder auf das Gelenk integriert ist.
Wichtig: Er darf nicht mit Magneten in Berührung kommen und ist empfindlich gegen mechanische Beschädigung (kein Hammer!).
N
Nadellager
Wälzlager mit sehr schmalen Rollen (Nadeln). Sie werden in den Tassen der Kreuzgelenke und auf den Rollen der Tripodegelenke verwendet, um hohe Kräfte auf kleinem Bauraum zu übertragen.
S
Schiebestück
Bauteil in der Kardanwelle mit einer Verzahnung, das ineinander gleitet, um den Längenausgleich zu ermöglichen. Mangelnde Schmierung führt hier zu einem "Klonk"-Geräusch beim Anfahren.
Sicherungsring
Kleiner, aber wichtiger Federstahlring (Sprengring), der das Gelenk auf der Welle fixiert. Bei der Demontage wird er oft beschädigt und muss beim Gelenkwechsel zwingend erneuert werden.
T
Tripodegelenk
Ein Gelenktyp mit einem dreistrahligen Stern und drei gelagerten Rollen. Es wird fast ausschließlich als getriebeseitiges Innengelenk verwendet, da es sehr gut Längenänderungen ausgleichen kann (Verschiebegelenk).
U
Unwucht
Ungleichmäßige Massenverteilung einer rotierenden Welle. Führt zu geschwindigkeitsabhängigen Vibrationen ("Wummern") und belastet die Getriebelager.
V
Vollwelle
Antriebswelle aus massivem Stahl. Sie ist schwerer als eine Hohlwelle, kann aber oft kompakter gebaut werden (dünnerer Durchmesser).
W
Wuchtgewicht
Kleine Metallplättchen, die auf die Welle geschweißt oder geklebt werden, um eine Unwucht auszugleichen (ähnlich wie beim Reifenwuchten).
Z
Zapfenkreuz
Das zentrale, kreuzförmige Bauteil eines Kreuzgelenks (Kardan). Auf den vier Zapfen sitzen die Nadellagerbüchsen.
Zentralmutter
Die Mutter, die das Außengelenk in der Radnabe sichert. Sie ist sicherheitsrelevant und muss exakt mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (oft sehr hoch, >200 Nm) angezogen werden.
